Mittwoch, 13. März 2013

Offener Brief an das Magazin Focus Teil 1

Sehr geehrte Damen und Herren,

eigentlich halte ich ja Ihr Magazin für einen Quell des Wissens in der 'Bilderwüste'.
Aber jedem darf wohl mal ein Patzer passieren.

Ich beziehe mich hiermit auf die Ausgabe 10/2013, den Artikel auf Seite 53 der besagten Ausgabe mit dem Titel '10 bittere Wahrheiten über das Essen'.

Erlauben  Sie mir diesen ein wenig aufzudröseln.

Punkt 1:

Schön geschrieben, ja das meiste an dem Artikel ist stimmig.

Einmal möchte ich jedoch eine Anmerkung machen und einmal etwas korrigieren.

Sie schrieben das statt Lab aus Kälbermägen, mikrobielles genutzt wird und in dem Kontext des Artikels klingt das so als wäre es etwas schlechtes, ist dann Insulin aus bakterieller Produktion auch etwas Schlechtes?
Bakterielle Produzenten haben den Vorteil das man schnell und sicher ein gut dosierbares Produkt bekommt.
Ausserdem, genau wie es damals beim Insulin garnicht genug tierische Bauchspeicheldrüsen gab um den Bedarf zu decken, kann man garnicht genug neugeborene Kälber töten um den Bedarf an Labmagen und dem daraus extraierten Lab, zu stillen.

Nicht einmal in Zeiten der Herodesprämie konnte genug natürliches Lab gewonnen werden.

Die Herodesprämie erhielt ihren beschreibenden Namen übrigens daher dass die Landwirte eine Prämie bekamen wenn sie männliche, neugeborene(bis zu 3Wochen alte) Kälber an den Schlachthof lieferten.

Dies diente dem Versuch der Stabilisierung des Rindfleischpreises, vor allem auch da bei der Milchrasse gerade die mänlichen Kälber nutzlos sind.Also entsorgte man sich ihrer wie damals König Herodes.

Warum man so junge Tiere tötet aus denen man nicht mal Kalbfleischdelikatessen machen kann?
Sind die Tiere älter als 3 Wochen nimmt der Gehalt an Enzymen im Labmagen zu sehr ab, es lohnt sich also nicht mehr sie zu töten, als männliche Milchkälber sind sie aber größenteils 'Abfall'.

Nachzulesen unter anderem hier:
http://www.welt.de/print-welt/article651948/Qualvoller-Tiertransport-fuer-Herodes-Praemie.html

Das Vokabular das hierbei benutzt wurde mutet wie das der Müllbeseitigung an, war es auch, nur halt biologischer Abfall.


Kommen wir zu den Kühen welche das Melken durch Melkroboter lieben.

Die Kühe stehen aus einem ganz einfachen Grund Schlange, nicht weil sie den Melkroboter so toll finden, sondern weil man sie von ihren Kälbern direkt nach der Geburt getrennt hat und daher niemand sonst da ist der das Euter entleert.

Da das Kalb normalerweise alle paar Stunden nuckelt, in der industriellen Melkanlage dies aber nur ca. alle 12 Stunden geschieht, schmerzt den Kühen das Euter.

Die Frauen Ihrer Redaktion welche gestillt haben mögen dies wahrscheinlich besser verstehen.
Die Herren unter Ihnen können das Gefühl nachahmen indem sie 2 Liter Kaffee trinken und danach 12 Stunden nicht auf die Toilette gehen.

Da würden Sie auch ungeduldig vor der Toilette Schlange stehen, so wie die Kühe vor dem Melkroboter.

Neben Klauenverletzungen ist übrigens die dauerhafte Euterentzündung der Milchkühe mit der Hauptgrund warum in der heutigen Landwirtschaft die Kühe nicht länger als 3-4 Jahre gemolken werden.

Durch die unnatürlich hohe Milchleistung sowie den ungünstigen Melkzyklus leidet jede Milckuh mehrmals in ihrem künstlich kurzen Leben unter Euterentzündungen.

Wie Sie sicher wissen darf ja eine bestimmte Anzahl an Blutkörperchen und Eiterzellen in der Milch sein.
Eine kranke Kuh darf so also weiter gemolken und die Milch im Tank ausreichend verpanscht werden.

In einem Teelöffel sind so 2 Millionen Eiterzellen erlaubt, im Glas Milch dürfen so 135 Millionen Eiterzellen sein, aber vielleicht sind diese Messwerte ja auch nur aufgrund moderner Technik entstanden?

Früher fiel ja Eiter an sich durch bloßen Anblick nicht auf und Blut auch erst sobald die Milch rosa aus dem Euter kam.

Ja Sie merken das ist ein kleiner Seitenhieb zu Punkt 3 auf den ich auch noch kommen werde.

Ein kleiner Link hierzu:
http://www.meine-lebensfreude.de/60701/104401.html

Interessant hierbei wie auf das Nachlassen der Milchleistung als besorgniserregend hingewiesen wird und nicht der Eiterfund beziehungsweise die Schmerzen welche die Kuh dadurch hat.

Aber auch anmerkenswert dass eine Milchkuh oft weniger als 3 Melkzyklen/Schwangerschaften durchläuft da dann die Euterentzündungen oft chronisch und so ausgeprägt sind dass die Kuh mit ihrer Milch nicht mehr im Betrieb tragbar ist.



Zu Punkt zwei würde ich gerne anmerken:

Cystin wird auch aus Federn von Schlachtgeflügel gewonnen, rote natürliche Farbstoffe könnte man genauso gut aus roten Früchten und Gemüsen gewinnen, warum gerade zerdrückte Läuse so beliebt sind kann ich mir auch nicht erklären.
Vor allem da es bei diesem natürlichen Farbstoff öfter zu allergischen Reaktionen kommt, ganz unbedenklich sind sie also nicht.
In Brot sind aber auch noch viele andere fragwürdige Dinge. Zahlreiche Chemikalien um schnell aus Mehl gleichförmige, luftreiche Brötchen zu machen.

Ihr Hinweis auf die giftige Chemikalie die ganz undeklariert bei Schorlen eingesetzt werden darf finde ich hingegen bemerkenswert, dies war nicht mal mir bekannt, ich werde mich damit genauer befassen.


3) Labortechnik wird für Skandale missbraucht

Daran besteht erstmal kein Zweifel, dass Sie aber abwiegeln wollen dass hierbei etwa nur Spuren von Pferdefleisch gefunden wurden finde ich aber ein wenig fragwürdig.

Gut, wenn man sieht das in England etwa nur 10.000 Rennpferde jedes Jahr geschlachtet werden scheint das im Vergleich mit Rindern recht niedrig.
Genauso werden im Rest Europas größtenteils Rennpferde beziehungsweise Ferienhoffohlen die nicht mehr niedlich genug sind zum Schlachter gekarrt.

Links hierzu:

Rennpferde:
http://www.horseracingkills.com/5_2.html
http://www.forbes.com/sites/vickeryeckhoff/2011/11/29/racing-industry-silent-about-slaughtered-thoroughbreds/

Freizeitbauernhoffohlen:
http://www.4planet.de/magazin/natur/181-eu-subventioniert-fohlenschlachtung

Da man aber garnicht soviel Pferdefleischgourmets findet wie man Tiere entsorgen muss,dürfte doch hier weit mehr als nur Spuren zusammenkommen.

Da Pferdefleisch, einmal zu Hack geworden und gewürzt, in einer Lasagne oder Nudel nicht mehr zu identifizieren ist, nicht mal wenn es 100% Pferd wäre, würde ich gerne wissen wer denn Ihre Quelle zu den 'Pferdespuren' war.

Es ist nun mal leider Tatsache dass sobald ein Tier durch den Wolf gedreht wurde, nicht mal mehr Mensch von Schwein zu unterscheiden ist, mit der entsprechenden Würzung kann man auch Hund in die Wurst drehen.

Etwas worauf man in England vielleicht mal testen sollte da die Hundesportindustrie hier jährlich ebenfalls tausende an Tieren entsorgen muss.
Meistens werden diese Tiere ja erschlagen oder erschossen, aber auch der Export nach Asien scheint vorzukommen.

Artikel hierzu auf englisch:
http://www.dailymail.co.uk/news/article-396015/The-killing-fieldsof-10-000-greyhounds-old-race.html

Genauso wie die Rennpferde, sind Rennhunde schon nach wenigen Jahren verbraucht und werden getötet.
Pferde mit circa 5 Jahren, Hunde mit 3-4.

Tja, und warum perfekt gutes Pferdefleisch an Hund und Katz verfüttern wenn man mehr dran verdient wenn man es als Rindfleisch verpanscht?
Farbe und Struktur sind sich schon recht ähnlich, als Hack nicht mehr zu sagen was es mal war.


Punkt vier gebe ich Ihnen vollkommen recht.
Es ist ein Skandal wie undurchsichtig die Verordnungen und Gesetze teilweise sind, aber das ist nicht nur im Lebensmittelbereich so.
Und vor allem gerade die kleinen Betriebe leiden darunter, man kann als normaler Bürger ja fast keine eigene Existenzgründung mehr machen da die Gesetze alle für große Betriebe ausgelegt sind was ein kleiner Unternehmer garnicht mehr erfüllen kann und sich Ausnahmeregelungen suchen muss, oder zumachen.

Die EU-Hygieneverordnung etwa führte zu einer umweltrechtlichen Katastrophe.

Da diese Verordnung so undurchsichtig ist, haben viele Landwirte die streng geschützten und harmlosen Schwalben aus den Ställen verbannt.
Die Hygieneverordnung bezog sich  darauf das Nutzgeflügel und Schweine wegen der Schweine-/Geflügelpest/Salmonellen  nicht im selben Stall sein dürfen, sowie dass Ungeziefer wie Ratten und Schadinsekten bekämpft werden müssen.

Dummerweise bezogen viele Landwirte das Salmonellen- und Pestproblem auch auf die Schwalben welche weder Salmonellen noch Geflügelviren auf Nutztiere übertragen.
Da die Schwalben eh schon bedroht sind war diese Verordnung natürlich eine Katastrophe und selbst nachdem dies offiziell belegt wurde das Schwalben harmlos sind und geduldet werden müssen, geht dieser Unsinn immer noch um.

Bei Punkt 5 ...Begriff natürlich/unnatürlich ...

Eine Banane ist natürlich, egal ob Wildbanane oder gelbe Zuchtbanane.


Unnatürlich wird es dann wenn Lachsgene in Tomaten oder Bakteriengene in Mais eingesetzt werden.
Und auch das Orange der Karotte ist natürlich.
Wäre das entsprechende Farbgen nicht in der Karotte gewesen, hätte man es nicht herauszüchten können.
Die Niederländer haben hier nichts reingebastelt, Gentechnik gab es damals noch nicht.

Klar sind viele unserer Lebensmittel fernab der Urform, normale Züchtung führt aber nicht zu unnatürlichen Resultaten.
Ein Zuchtapfelbaum kann in der Wildnis genauso ohne Menschenhilfe wachsen wie ein Wildapfel.
Ein Zuchtschaf kann auch ohne Mensch in der Wildnis überleben.

Unnatürlich  wäre etwa die forcierte Milchleistung der Kühe die in der Wildnis nie tragbar oder machbar wäre und nur mit unnatürlichen Maßnahmen zu schaffen ist, in Amerika unter anderem auch mit dauerhaftem Hormoneinsatz.

Unnatürlich ist auch die Wolleistung der Schafe, oder die Legeleitung der Hühner was in freier Natur nie passieren könnte.
Hält man Legehühner normal und würde nicht durch Licht- und Temperaturbeeinflussung und die Wegnahme der Eier die Henne im Legemodus halten, würde auch eine Legehenne weit weniger Eier als die geforderten 300 legen.

Auch eine Milchkuh oder Legehenne kehrt unter natürlichen Umständen zu einem normalen Verhalten bzw Leistung zurück.

Der Mensch mag z.B. bittere Pflanzen nicht, auch wenn man sehr viele Wildformen problemlos essen kann.
Also hat er die am wenigsten bittere genommen und damit weiter gezüchtet, selektiert.
Daran ist so gesehen nichts unnatürliches.

Auch in der Natur kommt ohne den Mensch so etwas vor.

Die Zirbelkiefer etwa hat sehr dicke, schwere und nährstoffreiche Samen ausgebildet wohingegen andere Nadelbäume leichte, flugfäige Samen haben.

Hier hat kein Mensch die fettreichen, schweren Samen gezüchtet, sondern die Symbiose von Tannenhäher und Zirbelkiefer hat dafür gesorgt.
Diese hat sich über viele hunderttausende Jahre entwickelt und beide Arten sind aufeinander angewiesen.

Die Zirbelkiefer gab ihre leichten, selbstverbreitenden Samen auf weil der Tannenhäher die Samen sammelt und vergräbt an Orten mit feuchtem, erdigen Boden in Brachen wo die Chance groß ist das neue Bäume wachsen.
So brauchte der Baum keine Flugsamen mehr.
Der Tannenhäher hingegen benötigt genauso die Zirbelkiefer da diese wesentlich energiereicher als etwa Erdnüsse sind und er so den Winter übersteht.

Ohne den jeweils anderen, sind beide Arten aufgeschmissen.

Derselbe Grund warum Bäume und Sträucher leuchtende, süße Beeren und Früchte produzieren.
Eigentlich unpraktisch da die Pflanze damit viel Energie verbraucht und die Samen nicht mit dem Wind verteilt werden.

Dafür tun Tiere das.

Man könnte also sagen dass dicke, saftige Äpfel eine Belohung der Pflanze für uns sind damit wie sie weiter verbreiten..und in der Hinsicht hat da ja prima geklappt.
Das diese Äpfel größer und weniger sauer beziehungsweise gerbstoffreich sind ist immer noch natürlich.

Auch die Paprika wollte gegessen werden damit sich ihre Samen verbreiten, normalerweise durch Vögel, daher schmecken diese auch bei der Urform die höllische Schärfe nicht.
Säugetierdärme wären hingegen für die Samen hinderlich gewesen, deswegen der scharfe Geschmack.

Auch hier wurden keine Gene ausgeknockt sondern durch natürliche Zuchtauslese Formen mit weniger Schärfe gezüchtet, süß war die Paprika damals schon, Mensch schmeckte es nur nicht über die Schärfe.

Vielleicht hätte sich das auch ohne Zuchteingriff entwickelt, in weit größeren Zeiträumen so wie bei der Zirbelkiefer,möglich wäre es gewesen.

Unnatürlich wäre alles was einem Organismus das Überleben schwer macht, wie etwa wenn man Fell und Federn wegzüchtet und dem Organismus in freier Natur das Überleben unmöglich wäre.
Oder Hähnchen die so schwer sind das sie durch ihr eigenes Gewicht Schaden nehmen, Knochen brechen und Organe versagen wenn diese noch nicht einmal ausgewachsen sind.


Punkt sechs: Unsere Großteltern ernährten sich nicht besser

Ja,das stimmt größtenteils, schließlich war dies die Zeit der Industrialisierung und der Weltkriege.

Was hiermit oft etwas ungeschickt versucht wird, ist zu sagen dass eine Ernährung ohne moderne Snacks und Fertiggerichte beziehungsweise selbstgekocht mit frischen Zutaten einfach gesünder ist was Sie ja auch ansprechen.

Das es damals schon Panscherei und Skandale gab ist auch klar, Geldgier beschränkt sich auf kein Zeitalter.

Was man aber heute noch sehen kann bei den Völkern die ausreichend Nahrungund Krankenversorgung  haben und sich wie unsere Vorfahren ernähren, sie sind weitaus gesünder als unsere tierlastige, chemiegeschönte, moderne Zivilisation.

Nicht umsonst könnte man viele Beschwerden mit einer mehr 'ursprünglicheren' Ernährung bessern oder gar kurieren.
Interessanterweise sind sowohl reiche Altägypter, Römer und mittelalterliche Adlige von denselben 'modernen' Krankheiten befallen wie wir heutzutage.

Diese aßen große Mengen tierische Produkte, Weissmehl und Süßspeisen, so wie etwa wir heutzutage.
Mumien beziehungsweise Körperfunde/Skelette zeigen uns dass unsere modernen Beschwerden garnicht so modern sind.

Viele Bauern haben sich so eigentlich besser ernährt als das reiche Volk, da es aber Hungersnöte, Erntekatastrophen, Kriege und dergleichen gab, mangelte es oft an Nahrung, selbst sauberem Wasser.
Hätte das niedere Volk aber ausreichend Nahrung gehabt und wäre nicht den Unwillen der Natur und Herren unterworfen gewesen, wären diese wohl gesünder alt geworden als die hohen Herrschaften.



Da es jetzt etwas lang wird, folgt der zweite Teil alsbald.

















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