Mittwoch, 13. März 2013

Offener Brief an Focus-Teil 2

Am meisten stört mich ja Ihr Punkt 7

Den Tieren ging es früher schlechter

Dabei führen Sie die Kettenhaltung der Rinder auf sowie das Hühner Tiere sind die sich auf baumlosen Flächen nicht wohlfühlen sowie das Schweine mehr Platz hätten als früher.

Nun, dann lassen Sie mich dieses total Verdrehen von Tatsachen einmal ausführen.

Mit früher kann man auch letztes Jahr meinen, oder  vor 10, 20, 30 Jahren.

Tatsache ist doch dass niemand! diese Umstände der Kettenhaltung die auch heute noch gang und gäbe ist als besser ansehen würde.
Also entweder halten Sie ihr Puplikum für dumm, welche denken das Kettenhaltung paradiesisch ist, oder Sie täuschen hier bewusst, weil die meisten Leute sich unter früher die Kühe auf der Weide und der Alm vorstellen, keine miefige Kettenhaltung.

Kettenhaltung war vor der Industrialisierung der Landwirtschaft sehr arbeitsintensiv, schon alleine weil man mit der Hand mähen musste.
Deswegen gab es früher auch einen Dorfhirten und eine Dorfweide auf der dann alles was Gras fraß, getrieben wurde.

Mit der Industrialisierung wurde es praktischer die Kühe im Stall anzubinden und mit der Maschine die Wiese zu mähen.

Nur wenige kleine Bauern die sich etwa nur eine Ziege hielten, banden diese an wenn sie es sich nicht leisten konnten die Weidepacht zu zahlen und schickten die Kinder raus um am Wegesrand frisches Grün zu holen.


Witzig finde ich ja dass Sie anführen dass man die armen Schweine in Koben steckte in denen Sie sich nicht mal umdrehen konnten.
Was denken Sie denn ist Kastenhaltung? Eine moderne, kostensparende Haltungsform in einem Eisengestänge wo das Schwein sich gerade mal hinlegen und wieder aufstehen kann.

Wenn Sie mit 'früher' vor 15 Jahren meinen, meinetwegen.

Für schwangere Sauen, vor wenigen Jahren auch noch legal für Mastschweine und wird immer noch illegalerweise oft genug gemacht, also reden Sie bitte nicht so als wäre das was aus dem finsteren Mittelalter.

..

Denn da wurden die Schweine, genauso wie anderes Großvieh, noch auf die Weide beziehungsweise in den Wald getrieben um sich an Eicheln, Bucheckern und anderen Pflanzen zu mästen.

Und dann reden Sie im Zusammenhang von Massentierhaltung von Herdengrößen und das es den Tieren egal sei wenn auf demselben Betrieb noch andere Herden gehalten würden.

Sie wollen dem Leser also wirklich weiss machen dass es ok ist zwischen 20-28 Tiere auf einem Quadratmeter zu halten solange die Tiere was haben, Sitzstangen, einen Strohballen zum dran rum zupfen und erklettern?

Wirklich?

Und das eine Herde mehrere tausend Hühner beträgt und das für die Tiere völlig schnuppe ist?


Da mag einem der Gedanke kommen dass die Autoren selbst so einen Agrarindustriebetrieb besitzen und ihn sich schönreden wollen.

Sie können doch nicht ernsthaft glauben dass die moderne Hühnerhaltung mit 20 Tieren auf einem Quadratmeter und tausenden Tieren pro Stall eine natürliche Herdengröße wäre?

Hühner können sich etwa 20-30 Tiere in einer Hackordnung merken, sind es mehr kommt es bei den Tieren zu Stress da sie keine Rangordnung festlegen können was zum tothacken beziehungsweise Kannibalismus der jeweils schwächsten Hühner kommt und die Tiere sich gegenseitig ständig attakieren im fruchtlosen Versuch eine Rangordnung festzulegen.

Wollen Sie dem Leser ernsthaft sagen dass die bäuerliche Haltung wie man sie sich vorstellt, mit Hühnern bis zu 20,30 Tieren die frei auf dem Gelände herumspazieren wirklich schlechter ist als die moderne Tausenderhaltung?

Sie führen hier die Leute in die irre wenn sie von dem Irrglauben Massentierhaltung sprechen und gleichzeitig schreiben dass sich die Tiere in überschaubaren Herden wohl fühlen.

Für Hühner sind dies 20-30 Tiere, nicht 2- bis 3000.


Und dann kommen Sie mit dem Argument für Massentierhaltung das weite Flächen bei den Hühnern Angst auslösen.

Natürlich tut es das!
Das Huhn ist ein Bewohner lichter Wälder mit genug Deckung, dass die moderne Freilandhaltung hier versagt und weite Wiesen als Auslauf nimmt ist nicht Schuld oder Problem der Tiere und durch Massentierhaltung in Ställen zu lösen.

Einige Betriebe haben es mittlerweile begriffen und bepflanzen den Auslauf mit Büschen, dann nutzen die Hühner auch sehr gerne den kompletten Auslauf.

Und zu den Schweinen, 1 qm für ein 100 Kilo schweres Tier wobei das Tier schon selber einen Meter lang ist, ist das wirklich besser als Kastenhaltung? Kaum merklich...

Da bleibt kein Platz zum Schlammbaden oder zum Anlegen für Kloecken auf denen die reinlichen Tiere gehen um ihr Geschäft zu verrichten.

Schweine sind extrem reinliche Tiere die bei genügend Platz im Auslauf eine Ecke als Toilette nutzen.
Für die Schweine ist es Quälerei auf Spaltboden zu leben und den eigenen Kot 'hindurchtreten' zu müssen wo sie normalerweise jeglichen Kontakt mit ihren Fäkalien vermeiden.

Wühlen ist für diese Tiere essentiell so wie für Hühner das Sandbaden, nicht mal Stroh muss es geben.
Dies ist teuer., arbeitsaufwendig und wird daher meist vermieden.

Ketten und Holzstangen zum Spielen verlieren schnell ihren Reiz.

Und Sie denken dass diese Haltung besser sei als die Weideschweinhaltung die es 'früher' regulär gab, wo die Tiere sich auf den Wiesen und im Wald ihre Leckerbissen selber suchen konnten?

Mich würde es doch recht interessieren ob die Schreiber selbst, oder in deren familiären Umfeld jemand eine industrialisierte Hühner-/Kuh- oder Schweinehaltung besitzt und dies deswegen so tierfreundlich dargestellt wird.

Und leider wir Ihr Report mit den weiteren Punkten nicht besser...

Punkt 8 : Sogenannte gesunde Ernährung ist oft ungesund


Sie führen hierbei  auf das Körner Vogelnahrung sind und nicht für den Mensch geeignet.
Weshalb alle Kulturen mehr oder weniger Weissmehl produziert haben.

Wieder mal eine Irreführung durch Missverständnisse.

Ja, Körner sind im Prinzip Vogelnahrung da hierbei die Körner im Kropf durch Wärme und Feuchtigkeit besser verdaulich gemacht werden.
So werden Enzyminhibitoren, die beim Mensch Bauchschmerzen machen, ausser Kraft gesetzt.

Deswegen hat der Mensch schon seit frühester Zeit kein Weissmehl hergestellt, sondern Sauerteiggärung gemacht, Weissmehl kam erst viel später, vornehmlich für die hohe Herrschaft.

Sauerteiggärung macht das gleiche wie der Vogelkropf, das Korn beziehungsweise Mehl, wird durch Wärme und Feuchtigkeit dazu angeregt die Enzymhemmer abzubauen.

Diese sorgen normalerweise dafür das die Grassamen unversehrt durch den Verdauungstrakt kommen, um aber selber wachsen zu können baut das Korn diese Enzymhemmer ab,sonst könnte es selber nicht an seine Reserven und wachsen.

Das Bauchschmerzproblem kam mit der Industrialisierung des Bäckerwesens und der Öko-Welle auf ohne richtig zu verstehen warum man Vollkornbrote mit einer Sauerteiggärung 24 Stunden gehen lässt.

Durch die moderne Bäckerei wurden Vollkornmehle innerhalb weniger Stunden  verbacken wobei die Enzymhemmer weiter bestehen blieben und zu Bauchweh führten.

So kam dann Vollkornbrot in Verruf, seither ist aber die traditionelle Sauerteigführung wieder im Kommen und das Problem hat sich selbst gelöst.

Ein höherer Ballaststoffanteil der Nahrung kann beim Menschen und einem Verdauungstrakt der dieses nicht gewöhnt ist, ebenfalls zu kurzfristigen Beschwerden führen.

So wie ein Couchhocker halt auch Muskelkater kriegt wenn er auf einmal beim Marathon mitlaufen soll.
Ja, auch der Verdauungstrakt braucht angepasstes Training und eine allmähliche Steigerung des Ballaststoffanteils.

Dass Sie davon schreiben das Vollkorn zu einer Mangelernährung führt ist größtenteils falsch.
Nicht umsonst haben Menschen schon immer Körner eingeweicht, mit Hefen und Bakterien vergoren und anderweitig behandelt um das volle Nährstoffpotential nutzen zu können.

Mais etwa führte in Irland während der Jahre der Kartoffelfäule zu Mangelernährung weil man nicht wusste das Mais erst einer Behandlung mit Holzaschenlauge unterzogen werden muss um das unnutzbare B-Vitamin in seine wirksame Form zu überführen.

Etwas was den südamerikanischen Maisbauern bekannt war, den Europäern nicht.

Wahrscheinlich hätten Sie zu der damaligen Zeit auch den Mais verteufelt, gar als giftig angesehen.

Und ein paar Jahrhunderte früher hätten Sie sicher auch gegen die Kartoffel gewettert, als Teufelszeug, Gift, was auch immer.
Aber so ist es halt, ein wenig verständlich sogar weil sich solche reisserischen Nachrichten durch Missverständnisse und Fehlinformationen immer am besten verkaufen.

Und dann Kopfsalat.

Was hat Kopfsalat bei der ungesunden-gesunden Ernährung zu suchen?
Sicher ist Kopfsalat nicht der Gipfel an Nährstoffgehalt, aber das macht ihn nicht ungesund.

Und es nervt mich dass man Kopfsalat mit Pappe oder einem Papiertaschentuch vergleicht.
Essen Sie doch mal einen Taschentuchsalat, schmeckt das?

Klar wäre ein Salat aus Endivien, Rucola und Feldsalat weitaus nährstoffreicher, aber auch Kopfsalat hat seine guten Seiten.

Vor allem Kopfsalat aus dem eigenem Garten oder aus Bioanbau enthält 2-3 mal mehr Nährstoffe und vor allem bioaktive sekundäre Pflanzenstoffe die kein Papiertaschentuch hat und deren Wirkung für die Gesundheit 10,20, 30 mal stärker sind als Vitamin C

100g Kopfsalat decken etwa den gesamten Tagesbedarf an Vitamin K und die Hälfte des Vitamin A Bedarfs, bei nur 15 kcal.

Das kann kein Papiertaschentuch, und das frische Pflanzen durch ihre sekundären Pflanzennährstoffe dem Körper weit mehr geben als wir mit einer Vitamintablette können, weiss mittlerweile sogar die Boulevardpresse.

Rein spasseshalber vergleichen wir doch mal ein Steak und Kopfsalat anhand ihrer Kalorien, nicht anhand ihrer Portionsgröße, dann sieht es schon lachhaft anders aus. Sicherlich utopisch, aber gönnen wir uns den Spaß.

150kcal Kopfsalat

Eiweiss:                             13,6g
Kohlenhydrate:                   28,7g
Fett:                                   1,5g
Vitamine:(alle Angaben in%)
B1:                                   64%
B2                                    73
B3                                     27
B5                                     27
B6                                     69
Folate                                95
Vitamin A                        528%
Vitamin C                       123  %   
Vitamin K                      1400%


Mineralien:

Kalzium                         36
Kupfer                          32
Eisen                             48
Magnesium                    42
Kalium                          41
Mangan                        139
Phosphor                      41
Selen                            11
Zink                               21


 Deckung des allgemeinen Tagesbedarf an Nährstoffen:   36%

150kcal sehr mageres Steak

Eiweiss:                               21,9g
Kohlenhydrate:                   -
Fett:                                     6,4
Vitamine:

B1:                                   6%
B2                                    10
B3                                    53
B5                                     13
B6                                     46
Folate                                3
Vitamin A                          0
Vitamin C                          0
Vitamin K                         1%




Mineralien:Alle Angaben in %

Kalzium                         3
Kupfer                          8
Eisen                            9
Magnesium                    7
Kalium                          7
Mangan                        1
Phosphor                     29
Selen                            47
Zink                             52


 Deckung des allgemeinen Tagesbedarf an Nährstoffen:  27%


Kalorienmässig gesehen ist Kopfsalat besser als ein Steak, da Steak nun  wirklich fast gar kein Vitamin C enthält, empfehlen Sie hier auch lieber ein Glas Wasser zu trinken?
Das Papiertaschentuch kann man hier getrost weglassen, Ballaststoffe hat ein Steak ja keine.

Sie sehen also, so kann man auch Schlagzeilen machen indem man Tatsachen ein wenig verquer sieht.




Teil 3 kommt spätestens morgen.












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